Kino ohne Talent
roman

Das Grauen der Tiefe: Kapitel XXXV

09.09.2010 - 12:42 von Redaktion

Edgar und Hauptkommissar Schmidt standen im Büro des Großkommandanten und sollten Bericht erstatten. Der Großkommandant saß hinter seinem Schreibtisch und erwartete ungeduldig auf das was die beiden zu erzählen hatten.
"Müller, wie ist der Stand der Ermittlungen?", fragte der Großkommandant.
"Nun ja …" fing Edgar zu stammeln an.
"Wo wa uns sicher sein könn iss, dit der oder die Mörder nen ziemlich morbiden Humor haben. Dit erste Opfa, een bekennenda Pazifist, iss durch brutale Waffengewalt abgenippelt. Dit zweete Opfa, son Naturfreund, nen Baumkuscheler, son Ökohippie starb durch'n Pflanzenjift, und dit derzeit letzte Opfa, een ehemaliger Leistungssportler, starb bei nem 'Sportunfall'", fiel im Hauptkommissar Schmidt ins Wort.
"Habe ich Sie gefragt, Hauptkommissar? Ich glaube nicht", fuhr ihm der Großkommandant barsch über den Mund.
"Ja, wolln se nu Infos zum Stand vonne Ermittlungen ham oder wat schönet hörn? Ick hätte da noch ein paar schnieke urbane Lejenden uff Lajer."
"Hauptkommissar Schmidt, wenn Sie so weiter machen wie bisher, dann werden Sie nie weiterkommen als bis zum Hauptkommissar."
"Will ick überhaupt weita kommen, muss ick dit?"
"Herr Großkommandant, wir verfolgen derzeit eine Gruppe, die sich selbst 'Wir kriegen euch alle' nennt. Sie drohen, wenn sich die Städtische Schutztruppe nicht auflöst, dann werden weitere Abgeordnete sterben", sagte Edgar kleinlaut.
"Herr Großkommandant, ick halte dit fürn Abelenkungsmanöver, um uns uff ne falsche Spur zu bringen", sagte Hauptkommissar Schmidt.
"Ach so? Und wie kommen Sie zu dieser Vermutung, Hauptkommissar?", fragte der Großkommandant bissig.
"Naja, se ham zwar ooch schon die Ufflösung jefordert, aber nie mit so drastischen Drohungen und schon jar nich mit Mord. Aussadem möchte ick anzweifeln, dit die Zujriff uff polizeiartige Waffen oder schwerst jiftige Stoffe haben, mal abjesehn von ihren vejanen Voküs."
"Was sind 'Voküs' Herr Hauptkommissar?", fragte Edgar dazwischen.
"Das würde mich jetzt aber auch interessieren", setzte der Großkommandant nach.
"Voküs sind deren Abkürzung für Volksküche, also jünstig Futta für alle die nich sonen prallen Jedlbeutel haben und zu faul oder zu unfähig zum selba kochen sind."
"Woher wissen Sie, was und wie diese 'Voküs' sind?", frage Edgar ungläubig.
"Das ist ja hoch interessant, was und wie Sie so alles herausfinden", setzte der Großkommandant nach.
"Na, janz einfach, ick habs ma probiert. Meene Mutta hat immer jesacht, man soll erst mal allet ausprobieren. Hintaher kann man dit immer noch scheiße finden."
"Sie bewegen sich also in ihrer Freizeit in solchen linksextremitischen, staatszersetzerischen Kreisen. Kein Wunder, dass die Ermittelungen so schleppend vorankommen."
"Ey, dit eene hat mit dem anderen nüscht zu tun. Ick war da mal vor nen paar Jahrn, nur um mal so zu kieken und kosten, was da so jegen die Jesellschaft so uffbejehrt. Ick bin mir ausserdem nich mal mehr so sicher, dit dit diese linken Kasperköppe sind, die da die Abjeordneten umnieten. Die Morde sind viel zu professionel ausjeführt. Eh die ne Ratte totschlajen, machen die vorher noch ne interne Besprechung zu Gewaltlegitimation. Dit sind höchtens randalierene, neidische Hippies. Ne ne ne, der oda die Killer, die sich hier unsara Abjeordneten anehmen, dit sind Profis. Der Stein, den se nach Rambo-junior jeschmißen haben, der war wahrscheinlich jerechtferticht, zur Nachrichtenübermittelung war dit wiederum stümperhaft und untypisch. Die Linken nutzen schon seit Jahrzehnten dit Intanet, um sich zu wat zu bekenn' und nicht irjendwelche Zettel, die um irjendwelche Steine jewickelt sind", erklärte Hauptkommissar Schmidt
"Sie sind also keinen Schritt weiter gekommen, sehe ich das richtig, Hauptkommissar?"
"Jupp, da ham se recht, keene Hinweise uff'n Täter, aussa dassa kreativ iss, und erst recht keen Motiv."
"Da Sie nicht voran kommen oder sonst irgendwelche Erfolge vorweisen können, übertrage ich die Leitung der Ermittlungen an Kommissar Müller."
"Hä? Ich gloob, ick hab wat im Ohr? Wat ham se jesacht?", frage der Hauptkommissar und bohrte sich bei diesen Worten mit dem Finger im Ohr, als ob er Dreck raus holen müsse.
"Dass Kommissar Müller ab jetzt die Ermittlungen leitet. Er zeigt Tatkraft und Motivation, beides Dinge, die wir zu einer raschen Ergreifung des Täters benötigen, damit schnellstens wieder Ruhe, Ordnung und Frieden in unserem schönen Neu-Berlin herrschen. Sie dürfen gehen, Hauptkommissar, Sie haben doch schon Dienstschluss, oder nicht?"
Nachdem der Großkommandant fertig war, wandte Hauptkommissar Schmidt sich um und verließ das Zimmer. Edgar wollte ihm folgen, doch der Großkommandant hielt ihn auf: "Herr Kommissar, ich würde noch ganz gerne mit Ihnen ein paar Worte wechseln."
Nachdem Hauptkommissar Schmidt das Zimmer verlassen hatte, sagte er: "Hat Ihnen Ihr Kollege schon ihre Dienstwaffe ausgehändigt?"
"Nein, das hat er bisher versäumt."
"Wohl eher verhindert. Naja, egal, ich habe es mir fast gedacht, dass es so kommen wird. Ich habe Sie seit ihrer Versetzung beobachtet, und ich habe gesehen, dass Sie ein zielstrebiger, tatkräftiger und rechtschaffener Mann sind. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie demnächst in den Rang eines Hauptkommissars befördern könnte."
"Aber, Herr Großkommandant, es gibt doch immer nur einen Hauptkommissar pro Dezernat und das ist hier gerade Herr Schmidt."
"Kommt Zeit, kommt Rat. Außerdem würde ich sie bitten, dass Sie ihren Vorgesetzten im Auge behalten, er scheint mir doch in letzter Zeit etwas umtriebig."
Er ging zu seinem Schreibtisch: "Da Hauptkommissar Schmidt es bisher nicht getan hat, ist es mir eine außerordentliche Freude, Ihnen Ihre neue Dienstwaffe auszuhändigen. Hier, bitte sehr, eine Hecksler & Loch P900. Sie verwendet die Standart-Polizeimunition 9mm Makarow, Sie können halb automatisch und vollautomatisch damit schießen. Sie hat eine enorm hohe Mann-Stopp-Wirkung. Dazu gehören noch 2 Ersatzmagazine. Ich hoffe, dass Sie sie nie brauchen werden. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend, und grüßen Sie mir ihre Freundin."
Mit diesen Worten schob der Großkommandant Edgar zur Tür hinaus.