Kino ohne Talent
roman

Das Grauen der Tiefe: Kapitel XLIX

09.09.2010 - 12:42 von Redaktion

Heinrich betrat den Plenarsaal des Senats. Der Saal hatte Fenster, die nach Süden raus gingen, so dass man den größten Teil des Tages Sonnenlicht zur Verfügung hatte. Die Fenster waren dementsprechend hoch und weit. Alle Senatoren waren anwesend, sogar der Präsident.
"Sie wollten mich sprechen, meine Damen und Herren?"
Der Wirtschaftssenator ergriff das Wort: "Herr Stürmer, seit heute Mittag wütet ein uns unbekannter Panzer in Berlin. Dieser Panzer hat unseren schönen und prestigeträchtigen Tierpark ruiniert. Unser weltberühmtes Naturkundemuseum zerstört, das Reiterstandbild von König Friedrich II. vernichtet und die Geschäfte in der Friedrichstraße verwüstet. Was gedenken Sie dagegen zu tun?"
"Meine Herren Senatorinnen und Senatoren, Herr Präsident, ich tue alles in meiner Macht stehende, um weiteren Schaden abzuwenden und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Jedoch ist mein Handlungsspielraum derzeit sehr begrenzt und meine Mittel stark eingeschränkt. Das Übel wurzelt in Alt-Berlin. Dort ist der Hort des Bösen, an den sich kriminelle und terroristische Subjekte zurückziehen können, um ihre feigen Attentate, wie jene auf ihre unglücklichen Kollegen, zu planen. Die Einsatzhundertschaften sind Tag und Nacht unermüdlich im Einsatz, um die Bedrohung dort unten einzudämmen und Sicherheit und Frieden in unserer geliebten Stadt zu sichern. Er ist ein schwerer und langwieriger Kampf. Doch ich verspreche Ihnen, dass wir bis Ende dieses Jahrzehnts diese Krise beendet haben werden, und außer Aufzeichnungen nichts mehr davon künden wird."
"Herr Stürmer das ist ja alles schön und gut, aber die ökonomischen Ausfälle, die wir in der Wirtschaft durch die stetigen Durchbrüche der Untergründigen haben, sind nicht akzeptabel."
"Ich und meine Untergebenen geben alle unser Bestes, mehr können auch wir nicht."
Während Heinrich sprach, war ein Assistent des Wirtschaftssenators eingetreten und hatte seinem Chef etwas ins Ohr geflüstert.
Nun wiederum ergriff der Senator das Wort: "Herr Stürmer, soeben wurde mir mitgeteilt, dass der Panzer drei Barrikaden der Städtischen Schutztruppe durchbrochen und die Türme des Frankfurters Tors zerstört hat. Wann stoppen Sie diesen Irrsinn endlich?"
"In wenigen Minuten müsste eine Polizeihubschrauber mit panzerbrechenden Waffen bei dem Panzer eintreffen und ihn ein für alle Mal vernichten."
Jetzt meldete der Präsident sich zu Wort: "Herr Stürmer, da durch den Angriff des Panzers die Bedrohung durch die Untergründigen ein vollkommen neue Dimension angenommen hat, sehen wir uns gezwungen, auch dem Gewaltmonopol der Polizei eine vollkommen neue Dimension zu verleihen. Wir haben daher beschlossen, Ihnen bis zum Ende dieses Zwischenfalls die alleinige Regierungsgewalt zu übertragen."
"Ich danke Ihnen für ihr Vertrauen, meine Damen und Herren. Ich bitte Sie, mich jetzt zu entschuldigen, da ich mich um die Rettung unserer Stadt kümmern möchte."
Da niemand mehr etwas sagte, nahm Heinrich die Papiere, die ihn vorübergehend zum Präsidenten von Neu-Berlin machten und verließ den Saal. Draußen wartete sein Assistent. Dieser verstaute die Papiere zügig in einem Aktenkoffer und beide verließen das Rathaus.
Als Heinrichs Limousine auf den Mühlendamm einbog, griff er zum Autotelefon und sagte: "Verbinden sie mich mit der Staffel."
"Sehr wohl, Her Kommandant", kam als Antwort.
Kurz darauf kam aus dem anderen Ende der Leitung: "Jagdstaffel Eins hört."
Heinrich sagte: "Jagdstaffel Eins, hier spricht der Großkommandant, Zugriff!"
Vor der Fensterfront des Plenarsaals tauchten plötzlich vier schwerbewaffnete Kampfhubschrauber auf. Die Senatoren gingen davon aus, dass sie zu ihrem Schutz hier seien, da die Waffen auf den Platz und die Straße vor dem Fenster gerichtet waren. Auch als die Piloten ihre Maschinen umdrehten, ahnten nur die wenigsten, was ihnen bevorstand. Ruhig vor den Fenstern schwebend eröffneten sie das Feuer und löschten auf einen Schlag die Berliner Regierung aus.
Als Heinrichs Limousine sich dem Potsdamer Platz näherte, erhielt er einen Anruf: "Jagdstaffel Eins für Großkommandanten, bitte kommen."
"Kommandant hört."
"Auftrag ausgeführt. Herzlichen Glückwunsch, Herr Präsident."
"Habe verstanden, Jagdstaffel Eins. Präsident Ende."
Heinrich lehnte sich entspannt zurück und überlegte sich, wie er mit diesem Idioten Edgar verfahren würde und malte sich aus, was er mit dessen reizender Freundin Lili alles anstellen würde.